Aigues Mortes
Ende März war es möglich, es in diesem mittelalterlichen Städtchen auszuhalten. Angenehme Temperaturen um die 20° machten den Aufenthalt angenehm, wo ich bei meinem letzten Besuch vor der Hitze und der stickigen Luft geflüchtet war.
Idee war unter anderem, Infrarotfotos zu schiessen.
Einer der tollen Features einer Messsucherkamera (Rangefinder) ist, dass man auch mit aufgestecktem Filter noch ein Bild komponieren kann.
Das tolle Wetter liess mich hoffen, dass die Belichtungszeiten nicht zu gross sein müssten. Die Bilder, die entstanden, gefallen mir recht gut. Sie haben die Anmutung von alten Fotos, finde ich. Die Bewegungsunschärfe gibt etwas mystisches hinzu: man kann den Entstehungsprozess nicht genau einordnen.


Die typischen Eigenschaften des Infrarotfilms zeigen sich schön an diesem Foto der Stadtmauern. Das Chlorophyll lässt Gras weiss erscheinen, die Wolken bleiben weiss, während der Himmel dunkel erscheint.

Wodurch die Probleme an den Bildrändern bei den ersten Bildern entstanden weiss ich nicht. Ich vermute, es handelt sich um ein Problem mit der Emulsion bei dem abgelaufenen, die bei der Wärme verwischte. Es kam nur beim Rollei IR und dem ebenalls abgelaufenen Velvia 50 vor.
Das Städtchen wurde im 13. Jahrhundert auf der Basis einer alten Siedlung gegründet, um das Kreuzfahrerheer zu sammeln. Der sechste und siebte Kreuzzug gingen von hier aus. Das Städtchen, ursprünglich noch am Meer gelegen verlor ab dem 16.Jahrhundert durch die Verlandung an Bedeutung, da sie immer mehr ins Landesinnere wanderte und heute 6 km im Landesinneren liegt. Die Festung wurde nie ernsthaft belagert, so dass es sich fast original erhalten hat.

Zur Zeit der Hugenottenkriege diente eine Weile lang die ganze Stadt, später noch der Tour de Constance als Gefängnis.

Die letzte hugenottische Gefangene, Marie Durant, erlangte Berühmtheit, da sie satte 38 Jahre (von 1730 bis 1768) in dem Turm eingesperrt war.
Als Hesse ist die Verbindung zu den Hugenotten insofern sehr interessant, als dass viele Ausdrücke des hessischen Dialekts französischen Ursprungs sind. Hessen bot vielen geflohenen Hugenotten eine neue Heimat. Einige Dörfer waren noch lange (bis nach dem 2.Weltkrieg) französischsprachig. Die Hugenotten brachten unter anderem die Kunzt des Weissbierbrauens nach Hessen — Schade für Euch Bayern! Das Getränk stammt aus Frankreich und wurde in Deutschland zuerst in Hessen gebraut!
Die Stadtmauern sind begehbar. In vielen Türmen finden sich informative Ausstellungen.




