Das literarische Gegenstück eines Film noir hat keinen Namen, den ich kennen würde. Doch der würde zu dem erst zweiten Buch von Tom Bouman passen. In einer reizvoll beschrieben Landschaft, die durch jahrzehntelangen Mißbrauch, zuletzt durch Fracking, geprägt ist entsteht eine eigene Stimmung zwischen Melancholie und Abgrund, die sich in den Menschen der Gegend spiegelt und einen ganz eigentümlichen Reiz entfaltet. In diesem Umfeld hat Tom Bouman seinen Roman angesiedelt, der über einen Krimi hinausgeht.
Ein Krimi nicht nur für Krimifans.
Wie schon angedeutet beeindruckt mich, wie Bouman mit den Mitteln der Sprache in einem ganz eigenen Umfeld eine düster-schöne Atmosphäre schafft, die den Rahmen für einen Krimi abgibt, der wenig spektakulär erscheint (eine schöne Frau wird vermisst, wahrscheinlich ermordet). Dieser Rahmen wird zu einem Bild eines ländlichen Amerika jenseits des Glitzerbildes, das heute wieder gerne verbreitet wird, erweitert. Ich fand diese Darstellung erfrischend und glaubwürdig.
Die Übersetzung von A.C.Burger, die auch Otessa Moshfeg übersetzt, ist gewohnt souverän und auf hohem sprachlichen Niveau.